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Berliner Blau

Berliner Blau ist ein lichtechtes, tiefblaues, anorganisches Pigment. Als altes Pigment ist das CI. Pigment Blue 27 (77510) auch unter den Namen Pariser Blau, Französischblau, Eisencyanblau, Turnbulls Blau, Bronzeblau, Preußisch Blau, Pottascheblau, Chinesischblau, Miloriblau, Stahlblau, Tintenblau, Tonerblau bekannt, wobei sich diese Varianten durch Anwendung, Herstellung und Farbstich unterscheiden können.

Berliner Blau wird aus einer Lösung von Eisen(III)-Salz und gelbem Blutlaugensalz hergestellt und findet Verwendung als Anstrichmittel und zum Tapetendruck sowie als Gegenmittel bei Vergiftungen mit radioaktivem Cäsium. Das Pigment hat hervorragende Echtheiten. Neben seiner Brillanz besitzt es eine hervorragende Deckkraft und Farbstärke. Die Lichtechtheit ist gut, allerdings nicht bei gering pigmentierten Pastelltönen. Es blutet weder in Wasser, Ethanol oder Methylethylketon noch in unpolarem Mineralölen, Dioktylphthalat oder Leinölfirnis. Allerdings besitzt es nur eine geringe Alkalienbeständigkeit und ist auch gegen Säuren nur mäßig beständig.

Berliner Blau gilt als das erste moderne Pigment, das in dieser Form nicht in der Natur vorkommt. In der Farbenindustrie wird Berliner Blau auch Eisenblau genannt. Dieser Name bezeichnet auch ein altertümliches Pigment aus dem Mineral Vivianit.

Vom Farbton wird es auch als Preußischblau, Stahlblau, in einer Variante als Miloriblau bezeichnet.

Geschichte

Wahrscheinlich um 1706 wurde Berliner Blau erstmals von dem Berliner Farbenhersteller Diesbach hergestellt. Die früheste bekannte schriftliche Nennung des Pigments erfolgt in einem Brief vom 31. März 1708, den Johann Leonhard Frisch an den Präsidenten der Preußischen Akademie der Wissenschaften Gottfried Wilhelm Leibniz geschrieben hat. Frisch war verantwortlich für die frühe Vermarktung des Pigments. Er behauptet von sich, das Pigment z. B. durch eine Säurebehandlung verbessert zu haben. Frisch ist auch der Verfasser der ersten Publikation zum Berliner Blau in Notitia Coerulei Berolinensis nuper inventi von 1710. Diesbach stand ab ca. 1701 in Frischs Diensten.

Neben Diesbach wird auch Johann Konrad Dippel mit der Erfindung in Verbindung gebracht. Wie verlässlich diese Angabe und die damit verbundene Geschichte der ersten zufälligen Herstellung des Pigments ist, kann heute schlecht beurteilt werden. Demnach war Diesbach mit der Herstellung eines roten Farbstoffs beschäftigt, als ihm die Pottasche (Kaliumcarbonat) zur Ausfällung des Farbstoffs ausging. Von seinem Kollegen Johann Konrad Dippel ließ er sich deshalb einen Ersatzstoff geben (verunreinigt mit „Dippels Tieröl“), der jedoch entgegen seinen Erwartungen einen blauen Farbstoff ausfällte. Das Rezept konnte einige Zeit geheim gehalten werden, bis es schließlich der Engländer John Woodward 1724 in den Philosophical Transactions veröffentlichte.

Das 1709 durch Pieter van der Werff in Rotterdam geschaffene Gemälde "Die Grablegung Christi" (Bildergalerie Sanssouci, Potsdam) stellt den frühesten bisher bekannten Nachweis der Verwendung des Pigments in der Malerei dar. Um 1710 wird es von Malern am Preußischen Hof vielfach genutzt und erreicht auch Paris, wo es durch Antoine Watteau und später von seinen Nachfolgern Nicolas Lancret und Jean-Baptiste Pater verwendet wird.

In Theodor Fontanes Roman Frau Jenny Treibel ist die Berliner Familie Treibel im Besitz großer Fabriken zur Produktion von Berliner Blau. Vorbild dieser Literaturgestalt ist die Unternehmerfamilie Kunheim, mit der Fontanes Schwester Jenny Sommerfeld befreundet war.

Farbnamen

Im August 1709 benennt Johann Leonhard Frisch das Pigment als „Preussisch blau“, im November desselben Jahres ändert er die Bezeichnung in "Berlinisch Blau".

* französisch: Bleu de prusse, Bleu de Milori
* englisch: iron blue, toning blue.
* Im Color Index ist Berliner Blau als C.I. Pigment Blue 27 nach seinen Eigenschaften geführt.

Aus der Struktur des Pigments leiten sich die Namen Eisencyanblau, Eisencyanürcyanid, Ferrozyanblau und auch Ferriferrocyanidblau sowie Stahlblau ab.

Durch unterschiedliche Hersteller, deren Firmensitz oder abweichende Ergebnisse wegen unterschiedlicher Herstellung finden sich die folgenden Pigmentnamen:

* Antwerpener Blau,
* Bronzeblau, das Pigment zeigt bei entsprechenden Bindemitteln einen leicht bronzierenden roten Farbstich. Bronzeblau bezieht sich auf den rötlichen Glanz der ungemahlenen, schwarzblauen Brocken.
* Chinesisch Blau (Chinablau): Diese Variante des Pigmentes ergibt die reinsten und brillantesten Farbtöne mit einem Grünstich. Es ergibt den besten Vollton und die höchste Deckkraft, allerdings hat es auch die härteste Struktur und den höchsten Ölbedarf.
* Delfter Blau
* Diesbachblau geht auf den eigentlichen Erfinder zurück.
* Eisenblau ist der Name des farbtragenden Anteils im Pigment.
* Vivianit
* Pariser Blau (dem Herstellungsort für Miloriblau entspringend)
* Miloriblau: Die A. Milori Co. of France hatte nach Diesbach ein Blaupigment auf einem anderen Herstellungswege gewonnen, das im Vergleich zum Preußischblau etwas schwächer in seiner Farbstärke ist. Der Name Miloriblau hat sich bis heute erhalten.
* Pottascheblau: bis zum Ersten Weltkrieg war das Kation des Komplexsalzes vorwiegend Kalium; als zu Beginn des 20. Jahrhunderts der Preis von Pottasche explodierte, wurden auch Ammoniumsalze mit gleichguten Eigenschaften hergestellt.
* Preußisch Blau (Preußischblau): Den Namen Preußischblau erhielt der Farbstoff im 18. Jahrhundert, weil er vor allem zum Färben der preußischen Uniformröcke benutzt wurde.
* Sächsischblau: auch sächsische Uniformen wurden mit Berliner Blau gefärbt.
* Turnbulls Blau,
* Vossenblau entstand nach der L. Vossen & Co G.m.b.H. bei Düsseldorf, die ab 1905 exklusiv den Vertrieb durchführte.
* Zwickauer Blau: auch hier stand der Produktionsort Pate für den Pigmentnamen.

Als Modefarbnamen mögen Luisenblau, Modeblau, Wasserblau entstanden sein.

Das rotstichigste Pigment ist Miloriblau, die grünstichigste Variante ist das sogenannte Chinesisch Blau.

Verwendung

Berliner Blau wird aufgrund seines feinen Korns und der daraus resultierenden Lasierfähigkeit sowie seiner großen Farbstärke bis heute für Aquarell-, Öl- und Druckfarben verwendet. In der Wandmalerei indes ist es unbrauchbar, da es rasch verbraunt.

Die größten Mengen von Berliner Blau werden für chemische Beschichtungen, für Druckfarben (als ISO-Blau), Kohlepapier und in der Kunststoffindustrie eingesetzt. Eine geringere Menge wird bei der Papierhestellung verbraucht. In seinem Vollton ergibt dieses Pigment einen sehr dunklen, fast schwarzen Farbton; in dieser Form besitzt es eine Bedeutung für transparente Finishs auf Metallfolien, auch für Blechdruckfarben. Besonders geeignet ist die Eigenschaft im Zusammenhang mit Aluminiumpulver für glänzende Oberflächenbehandlungen.

In der Medizin wird Berliner Blau bei einigen Vergiftungen – insbesondere mit metallischem Caesium und Thallium – als Mittel zur Bindung des Giftes verwendet, welches dann zusammen mit dem Farbstoff ausgeschieden wird. Es wurde beispielsweise nach der Katastrophe von Tschernobyl eingesetzt, um Tiere zu dekontaminieren, die radioaktives Caesium-137 aufgenommen hatten.

Berliner Blau wird als echtes Farbmittel zu Füllhaltertinten benutzt.

Die Reaktion zum Berliner Blau ist eine sehr empfindliche Methode zum Eisennachweis. In der analytischen Chemie ist die Berliner-Blau-Reaktion als Nachweis von Eisen (oder von Cyaniden) eine verbreitete Nachweismethode. Dieser Nachweis ist sehr empfindlich durch die hohe Farbstärke und lässt auch in der Mikrochemie und als Tüpfelprobe einsetzen.

In der Pathologie wird Berliner Blau als Reaktion auf Eisen genutzt, um Herzfehlerzellen oder eine Siderose zu diagnostizieren.

Bei der Papierherstellung werden wasserdispergierbare Typen allgemein eingesetzt, die als lösliches Eisenblau bezeichnet werden.

Für die Kunststoffeinfärbung hat sich Berliner Blau sehr bei der Färbung von ND- und HD-Polyethylen bewährt.

Eine häufige Anwendung findet Miloriblau in Kombination mit Chromgelb (CI. Pigment Yellow 34) zum sogenannten Chromgrün. Durch die Farbstärke und Deckkraft des Berliner Blaus erhält man ein sehr gutes Grünpigment.

Herstellung

Cochenille-Läuse werden in Alaun und Eisensulfat gekocht. Anschließend wird der Farbstoff mit „Dippels Tieröl“ ausgefällt. (Diesbach)

Gleiche Teile von Kaliumnitrat (Salpeter) und Kaliumtartrat (Backtriebmittel) werden in einem Schmelztiegel erhitzt. Nach Zugabe von getrocknetem Tierblut wird die Mischung weiter erhitzt. Die entstandene Masse wird mit Wasser gewaschen und mit Alaun und Eisensulfat vermischt. Eine Endbehandlung mit Salzsäure verändert die zunächst grünliche Farbe in tiefes Blau. (Englisches Rezept)

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