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Karmin

Karmin ist ein organischer roter Farbstoff. Es handelt sich um Calcium- und Aluminiumsalze der Karminsäure. Der Begriff wird von dem arabisch-persischen Wort kermes für Scharlachbeere abgeleitet. Gebräuchlich sind auch die Bezeichnungen Karmoisin, Karmesin, Cochenille (Koschenille). Für den Farblack finden sich außerdem Bezeichnungen wie Florentiner Lack, Kugellack, Münchner Lack, Pariser Lack oder Wiener Lack. Der mit diesem Farbstoff erzielte Farbton wird auch als Scharlachrot bezeichnet.
Strukturformel von Karminsäure

In Europa wurde die Farbstoffmischung unter dem Namen Kermes aus den auf Kermeseichen (Quercus coccifera L.) lebenden Kermes-Schildläusen (Coccus ilicis oder Kermes vermilio PLANCHON), der polnischen Kermeslaus (Porphyrophora polonica L.) oder aus der armenischen Kermeslaus (Porphyrophora hameli BRANDT), die auf den Wurzeln bestimmter Gräser zu finden war, gewonnen. Die Nutzung der Kermes-Laus ist seit der frühen Eisenzeit (Hallstattkultur) belegt, zum Beispiel aus dem Fürstengrab von Hochdorf.

Nach der Entdeckung Amerikas nutzte man die in Mittel- und Südamerika aus den Weibchen der auf Disteln und Feigenkakteen (Opuntien) lebenden Cochenilleschildlaus (Dactylopius coccus Costa oder Coccus cacti L.) hergestellte Farbe. Die Cochenilleschildlaus ist aber auch auf den Kanarischen Inseln eingebürgert.

Ein Kilogramm Cochenille ergibt ca. 50 Gramm Karmin. Die getrockneten Schildläuse enthalten etwa 14 % Karmin.

Cochenilleschildlaus auf Feigenkaktus (Opuntie)


Zur Gewinnung der Farbe werden die Läuse getrocknet und in Wasser unter Zusatz von etwas Schwefelsäure ausgekocht. Das Karmesin wird dann unter Anwendung von Alaun und etwas Kalk ausgefällt, ausgewaschen und getrocknet. Durch die Verkollerung ist es dann möglich, Karmin auch als Pigment zu verwenden (Farblacke). Heute wird an Stelle von Karmin meist ein synthetischer Farbstoff verwendet.

Batik mit synthetischem Karminrot


Karmin ist ein – vergleichsweise hochwertiger – Ersatz für den Purpur der Schnecken und ergibt scharlach- bis karminrote oder purpurrote Farbtöne.

Karmin wurde zum Färben von Stoffen und Schminken sowie für Malerfarben eingesetzt. Mit dem Hinweis, Lippenstifte seien aus Läuseblut gemacht, wurde gern versucht, junge Mädchen von deren Gebrauch abzuschrecken.

Als Malerfarbe ist Karmin nur wenig lichtbeständig. Es wurde häufig als Aquarellfarbe eingesetzt oder aber auch für Lasuren.

Seit der Entwicklung synthetischer Farbstoffe ist die Bedeutung von Cochenille und Karmin stark gesunken. Cochenille ist als Lebensmittelfarbstoff E 120 zugelassen und beispielsweise in Campari und farbigen Süßigkeiten enthalten.

Ein preisgünstiges Surrogat ist Cochenillerot A, ein unter E 124 registrierter Azofarbstoff, der zur Lebensmittel- und Kosmetikfärbung zugelassen ist.

Karminessigsäure eignet sich zum Fixieren und gleichzeitigem Anfärben von Chromosomen (diese werden dunkel schwarzrot) in der Mikroskopie (für genetische Untersuchungen).

Der aus den Kermesläusen gewonnene Farbstoff war bereits bei den Ägyptern, Griechen und Römern unter dem Namen Scharlachrot zum Färben von Wolle, Leder und Seide bekannt. Vermutlich liegt der Ursprung für die Scharlachfärberei bei den Phöniziern. Kermes wurde früher auch in der Medizin als Herzmittel verwendet. Die polnische Cochenille fand erstmals in einer Verordnung Karls des Großen im Jahre 812 nach Christus Erwähnung. Diese Schildlausart wurde auch als „Johannisblut“ bezeichnet. Sie lebt unterirdisch an den Wurzeln eines Nelkengewächses.

Die wichtigste Cochenilleart wurde später jedoch die amerikanische Cochenillelaus, die nach der Unterwerfung der Azteken in Mexiko ab dem Jahre 1532 nach Spanien exportiert und ab 1824 auf den Kanarischen Inseln angesiedelt wurde. Dort ist die Schildlaus auf ihrer Wirtspflanze, einer Feigen-Kakteenart (Opuntie) bis heute verwildert anzutreffen.

Das aus den Läusen gewonnene Cochenille, war bis zum Aufkommen der künstlich hergestellten Farbstoffe im 19. Jahrhundert neben der Krappwurzel der wichtigste Pflanzenfarbstoff für intensive und leuchtkräftige Rotfärbungen auf Stoffen. Noch im Jahre 1870 exportierten die Kanarischen Inseln 3000 Tonnen Cochenille. Kurze Zeit später wurde es durch die künstliche Produktion von Anilinfarbstoffen, die aus Erdölprodukten gewonnen werden, vom Markt verdrängt.

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