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Werkbetrachtung

FRAGEN ZUM BETRACHTEN EINER PLASTIK

A. BESCHREIBUNG

1. Welches sind die äußeren Daten und Werkangaben?

• Name des Künstlers, Lebensdaten
• Thema, Titel, Entstehungsjahr
• Standort
• Maße (Oft hilft ein Vergleich mit den Maßen des menschlichen Körpers)
• Material

2. Wie präsentiert sich das Werk im Raum vor uns?

• Es liegt, steht, ist schwebend aufgehängt, mit einer Wand verbunden, in diese eingelassen oder teilweise beweglich ...
• Beziehung zur Umgebung im engeren und weiteren Sinne

3. Von wie viel Seiten kann das Werk betrachtet werden?

• Allseitig freistehend, man kann ringsherum gehen
• Keine Rückansicht, es steht an oder vor einer Wand
• Nur Vorderansicht, es steht in einer Nische oder ist mit der Wand verbunden, Relief
• Zusätzliche Draufsicht möglich, z.B. bei Kleinplastiken

4. Welche gegenständlichen Formen (Anklänge an Dinge aus Natur und Wirklichkeit) sind mühelos zu erkennen?

• Körperhaltung (z.B. der Arme, Hände, Finger)
• Gestik, Mimik (welche seelische Stimmung, welche Gefühle, Gedanken lassen sich ablesen)
• Wie weit unterstreicht die Art der Kleidung den Ausdruck (verdeutlicht oder verhüllt sie; ergibt der Faltenwurf ein selbständiges Formenspiel; Zusammenklang oder Gegensatz / Kontrast zwischen Körper und Stoff)
• Wo entsteht unabhängig von der Konsistenz des verwendeten Werkstoffs (Stein, Metall ...) die Illusion von Stofflichkeit (weiches Fleisch, straffe Muskeln, gespannte Sehnen, lockerem Haar, dünnem oder nassem Stoff ...)
• Welche Rolle spielt das Beiwerk der Figuren? Haben sie reale, symbolische oder nur schmückende Bedeutung?
• In welchen Formen klingen nur entfernt Dinge der Wirklichkeit an?
• Bei mehreren Figuren: Wie ist die Stellung und Beziehung zueinander; handelt es sich um ein besonderes Geschehnis?
• Wie weit ist der Titel der Plastik aus dem Dargestellten ablesbar?

B. ANALYSE DER GESTALTUNG

1. Ansichten

• Was erfahre ich von der Form, wenn ich um sie herumgehe? Die Summe aller möglichen Ansichten ergibt die Gesamtwirkung!
• Welche der verschiedenen Ansichten ist besonders charakteristisch und eindrucksvoll, so dass man sie als Hauptansicht bezeichnen könnte? Warum? (sie zeigt z.B. einen besonderen Formenreichtum, Ausrichtung der Figuren, Stellung im Raum ...)
• Welche Ansicht lässt sich demgegenüber als Rückansicht bezeichnen? Warum? (wenig Einzelheiten, große ruhige Form ...)
• Sind alle Ansichten gleich wichtig? Warum?


2. Gleichgewicht / Schwerpunkt

• Wie ist das Gleichgewicht und die Standfestigkeit der Form? (Stabil, breit lagernd, sich nach oben verjüngend; ist sie angelehnt, aufgestützt; scheint sie leicht und schwerelos zu balancie¬ren, zu schweben, sich zu wiegen; ist sie beweglich, labil, dynamisch; kann sie kippen, schaukeln, rotieren ...)
• Auf wie vielen Standflächen, Fußpunkten, Beinen steht das Ganze? Wo ruht die Gesamtlast hauptsächlich (z.B. Kontrapost: Gewichtsverlagerung durch Standbein und Spielbein)?
• Denken Sie sich eine Mittelsenkrechte (z.B. ein Lot). Wo stehen leichte und schwere Massen? Wo ist ein Ausgleich festzustellen? Gibt es Symmetrien?
• Wie ist der Aufbau der Massen von unten nach oben (breiter oder schmaler werdend)?

3. Blickführung

• Wodurch wird der Blick eingefangen und weitergeführt?
• Wie wird der Blick durch das Werk geführt? Fließend durch Linien, Schattenkanten, Bewegungsrichtungen von Gliedmaßen, langgestreckte, zügige Formen ... Sprunghaft, sich von Punkt zu Punkt orientierend. In welcher bevorzugten Reihenfolge?

4. Maße

• Wie sind die Größenverhältnisse aufeinander abgestimmt?
• Wie verhalten sich z.B. die größte und kleinste Teilform zur Gesamtgröße der Plastik?
• Sind die Teile annähernd gleich groß? Mit welcher Wirkung?
• Welche Form erscheint eventuell falsch proportioniert (zu groß, dick, klein, dünn und stört das Proportionsgefüge)? Welche Wirkung entsteht oder ist damit beabsichtigt (Betonung, Übertreibung, Hervorhebung, Wirkungssteigerung, Abweichung von der Norm ...)?
• Hat die Plastik einen Sockel? In welchem Verhältnis stehen seine Maße zum Ganzen (flache Platte, die nur die Waagerechte des Bodens markiert; hoch und ausladend, über mehrere Stufen erreichbar, so dass die Plastik aus ihrer Umgebung herausgelöst wird ...)

C. INTERPRETATION

• Erschließung der Darstellungs- und Aussageabsicht des Künstlers
• Kritische Bewertung des Ergebnisses, eventuell unter Einbeziehung von Aussagen des Künstlers
• Hintergründe der Entstehung: äußere und innere Beweggründe und Umstände
• (Unterschiedliche) Rezeption des Werks vor dem Hintergrund der Zeit oder unterschiedlicher ideologischer Standorte
• Kunstgeschichtliche Einordnung und Abgrenzung
• Vergleich mit anderen Werken: des selben Künstlers, mit gleichem Thema, aus unterschiedlichen Zeiten etc.
• Rezeptionsgeschichtliche Befragung: Hat sich die Bedeutung des Werks im Laufe der Zeit verändert, wenn ja warum?
• Verhältnis zwischen Plastik und Wirklichkeit: expressive Verstärkung des Ausdrucks; idealisierende Überhöhung; Betonung der künstlerischen Freiheit durch autonome Gestaltung, durch Abstraktion; karikierende Übertreibung etc.
• Persönliche Bewertung der künstlerischen Qualität, der Aussage des Werks

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