Wahrnehmung in der Ontogenie

Tastsinn, Bewegung und Gleichgewichtssinn werden als „Basiswissen“ bezeichnet. Sie bilden die Grundlage für die Entwicklung der anderen Wahrnehmungsbereiche.

Der Geschmackssinn (gustatorisches System)

Im 3. Schwangerschaftsmonat beginnt die Entwicklung des Geschmackssinns. Dieser ist bei der Geburt voll ausgebildet.

Der Geruchssinn (olfaktorisches System)

Der Tastsinn (taktiles System)

Ab dem 2. Schwangerschaftsmonat entwickelt sich der Tastsinn. Mit der Geburt empfindet das Kind Temperaturunterschiede, trockene Luft, Bewegung durch die Pflegeperson, usw.

Der Hörsinn (auditives System)

Im 7. Schwangerschaftsmonat und damit schon einige Zeit vor der Geburt funktioniert der Hörsinn.

* Die Stimme der Mutter wird bereits im Mutterleib wahrgenommen.

Insgesamt ist das Gehör bereits nach der Geburt äußerst leistungsfähig. Das Kind hört bereits sehr differenziert Töne und verschiedene Tonhöhen.

* Den Klang der Stimme seiner Mutter, ihre Lautstärke vernimmt das Kind lange bevor es den Sinn der Worte versteht.

Der Sehsinn (visuelles System)

Im 8. Schwangerschaftsmonat beginnt sich der Sehsinn zu entwickeln.

* Neugeborene unterscheiden bereits hell und dunkel und können im Abstand von 20 bis 40 cm schon relativ scharf sehen.

Nach etwa zwei Monaten ist die Fähigkeit, die Augen auf unterschiedliche Entfernungen einzustellen, entwickelt.

* Durch beidäugiges Sehen entwickelt sich sodann auch das räumliche Sehen und damit verbunden die Tiefenwahrnehmung.
* Ein Kind kann mit etwa zwei Jahren die Tiefen eines Raums wahrnehmen. Zuvor sind in seinem Verständnis Dinge so groß, wie sie wirklich sind, entfernte Dinge erscheinen ihm genauso klein wie sie aussehen, z. B. ein Baum aus der Nähe im Vergleich zu einem Baum in der Ferne. Erst allmählich begreift es, dass ein Gegenstand seine Größe beibehält, auch wenn er auf Grund unterschiedlicher Entfernung unterschiedlich groß erscheint.
* Mit etwa 4 Jahren kann das Kind Tiefen und Entfernungen ähnlich gut sehen wie ein Erwachsener.
* Perspektivisches Zeichnen ist ihm jedoch erst im Alter von etwa 12 Jahren möglich.

Der Gleichgewichtssinn (vestibuläres System)

Im 3. bis 4. Schwangerschaftsmonat wird das Gleichgewichtssystem angelegt und ist ungefähr im 6. Schwangerschaftsmonat ausgereift.

* Dieser Sinn wird unmittelbar nach der Geburt aktiv
* Er ist die wichtigste Voraussetzung für die motorische Entwicklung.
* Im ersten Lebensjahr ermöglicht der Gleichgewichtssinn die Fähigkeit zum aufrechten Gehen und Stehen.

Der Bewegungssinn (kinästhetisches System)

Ab dem 3. Schwangerschaftsmonat entwickelt sich der Bewegungssinn.

Die Wahrnehmung der Zeit

* Im 1. Lebensjahr lebt ein Kind ausnahmslos in der Gegenwart.
* Mit etwa zwei Jahren kann es „zukünftiges“ Geschehen zumindest sprachlich fassen z. B. „Morgen kommt Oma.“
* Die Vergangenheit begreift es schließlich erst mit drei Jahren, z. B. „Gestern waren wir im Zoo.“
* Mit etwa 5 Jahren kennt das Kind Wochentage, mit 7 Jahren die Monate und Jahreszeiten.
* In der späten Kindheit erst, mit etwa 10 bis 12 Jahren, kann es die Begriffe nahe und ferne Vergangenheit und nahe und ferne Zukunft unterscheiden und mit geschichtlichen Zeiträumen umgehen.


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