Fotogramme

Ein Fotogramm erzeugt man, indem man mehr oder weniger transparente Objekte zwischen einen lichtempfindlichen Film, Fotopapier oder einen elektronischen Sensor und eine Lichtquelle bringt und dann belichtet. Die räumliche Ausdehung der Lichtquelle und der Abstand der Objekte vom Film bestimmen dabei die Konturierung des Schattens. Arbeitet man mit mehreren Lichtquellen oder bewegt diese sind weitere Effekte möglich.

Die Vorläufer des Fotogramms finden sich bereits in der Frühzeit der Fotografie. Der Fotopionier William Henry Fox Talbot hat bereits um 1840 erste Fotogramme hergestellt, indem er Schreibpapier mit Kochsalz und Silbernitratlösung tränkte, Gegenstände darauf legte und im Sonnenlicht belichtete. Die so erstandenen Fotogramme nannte er fotogenische Zeichnungen (englisch: Photogenic drawings), was „durch Licht entstandene Zeichnungen“ bedeutet.

Zur gleichen Zeit, ab 1839, entwickelte der Franzose Hippolyte Bayard seine „Dessins photogéniques“, Fotogramme von Pflanzen und gewebten Spitzen, der Amerikaner Mathew Carey Lea ab 1841 seine „Photogenic Drawings of Plants“ und Anna Atkins um 1850 ihre Fotogramme von Farnen und Federn. Ihr Ziehl war die perfekte dokumentarische Abbildung der Natur.

Der deutsche Maler Christian Schad entwickelte ab 1918 in Zürich die von Ihm so genannten „Schadographien“. Man Ray veröffentlichte ab 1922 seine „Champs Délicieux“ in Paris. Er bezeichnete die Technik als „Rayographs“ und nutzte sie zur Umsetzung seiner dadaistischen und surrealistischen Vorstellungen.

Wichtigster Vertreter des Fotogramms in den 20er Jahren war der von 1923 bis 1928 lehrende Bauhausmeister Laszlo Moholy Nagy (1895 - 1946), der die theoretische und experimentelle Grundlage für die Etablierung dieser damals neuen Kunstgattung schuf. In diesem Zusammenhang muss noch seine Heirat 1921 mit der Fotografin Lucia Moholy, geb. Schulz, erwähnt werden, der in Verbindung mit ihrem Mann eine wichtige Rolle zu Theorie und Praxis des Fotogramms zukommt. Neben Moholy Nagy, Schad und Man Ray sollten auch El Lissitzky, Jaroslav Rössler, Luigi Veronesi, Kurt und Ernst Schwitters, Piet Zwart, Raoul Hausmann, Edmund Kesting und Martha Hoepffner genannt werden, die bereits vor 1945 und teilweise auch danach als Fotogrammkünstler hervortraten.

Nach 1945 wurde das Fotogramm in Deutschland von „subjektiven“ und „experimentellen“ Fotografen wiederentdeckt. Zu nennen sind hier Otto Steinert und Schüler, Kilian Breier, Gunther Keusen, Peter Keetman, Heinz-Hajek Halke, Chargesheimer, Lotte Jacobi, Roger Humbert, René Mächler, Kurt Kranz, Tim Rautert, Gottfried Jäger, Karl Martin Holzhäuser und Floris Michael Neusüss. Ab 1963 erweiterte Floris M. Neusüss sein künstlerische Repertoire des Fotogramms um seine grossformatigen Körperfotogramme, seine sogenannten Nudogramme; später bezog er Elemente der Fotomalaktion und des Chemigramms mit ein.[1] Schüler von Prof. Neusüss aus Kassel, wie z.b. Thomas Bachler, Natalie Ital und Tim Otto Roth, arbeiten heute innovativ mit dieser Technik weiter.[2]

Ab 1968 entwickelten Gottfried Jäger, Hein Gravenhorst, Kilian Breier, Karl Martin Holzhäuser und Pierre Cordier das Konzept einer „Generativen Fotografie“, zu erwähnen sind hier neben Luminogrammen, Lochblendenstrukturen oder mechanisch optischen Untersuchungen auch Jägers Fotopapierarbeiten ab 1983 – konkrete Fotogramme – die die ureigensten Mittel des Mediums zu ihrem Gegenstand machen, ohne dabei ikonische oder symbolische Ziele zu verfolgen[1], ebenso Holzhäusers Lichtmalereien ab 1986, die er heutzutage wieder aufgreift und weiterentwickelt hat. Schüler von Prof. Jäger oder Prof. Holzhäuser aus Bielefeld, wie Ralf Filges, Hartwig Schwarz, Tom Heikaus oder Uwe Meise arbeiten heute innovativ mit dieser Technik weiter.

In den USA sind es vor allem Georgy Kepes (1906 - 2001), Nathan Lerner (1913-1997) und Arthur Siegel (1913-1979), alle Schüler des in die USA emigrierten Moholy Nagys am New Bauhaus in Chicago, die die klassische Linie der am Bauhaus entwickelten Sprache in ihren Fotogramm-Kompositionen um 1940 fortsetzten. Der 1961 in Großbritannien geborene Adam Fuss, der in New York lebt, soll zum Schluss hier noch als aktueller Künstler eine Erwähnung finden.

Quelle: www.wikipedia.de

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Fotogramm

In der Dunkelkammer wird zwischen Fotopapier und Lampe beweglich oder statisch eine bildgebende Situation geschaffen, die aus mehr oder weniger transparenten, mehr oder weniger nahe an der Papierebene platzierten Objekten besteht. Dabei sind die Qualität der Lichtquelle (Punkt- oder Streulicht, mehr oder weniger lichtstark, Farbtemperatur etc) ebenso von Bedeutung wie die Dauer der Belichtung. Bewegung im Raum und in der Ebene, gleitend oder in Sprüngen usw. schafft immer wieder neue Möglichkeiten. Hier lohnt es sich wirklich, zu experimentieren! Mit Taschenlampen zum Beispiel...

Hinweise: Kaum eine andere Technik verleitet so zum experimentieren wie diese. Zumal keine aufwändig ausgestattete Dunkelkammer benötigt wird. Ein dunkler Raum und ein entsprechender Arbeitsplatz zum Entwickeln der Ergebnisse genügt. Dieser kann auch räumlich entfernt liegen: die Ergebnisse der Belichtungen sind in lichtdichten Tüten und Dosen, ohne Gefahr einer Fehlbelichtung, von Ort zu Ort zu transportieren. Schüler erahnen durch den Einsatz von Entwickler, Stoppbad und Fixierer etwas von der Aufwändigkeit früherer Fotografie.


Wunder der Flora Natürliche Strukturen werden Gestaltungselemente


Nächtliche Landschaft die Sterne sind Nudeln...


Cliché verre

Diese früher Glasradierung benannte Technik ist eine moderne Variante der Ätzradierung. Statt einer Metallplatte verwendet man eine Glas- oder Kunstoffplatte (Overheadfolie), die mit einer lichtundurchlässigen Schicht überzogen wird, und statt eines Abdrucks wird die freigeritzte Zeichnung auf Fotopapier oder irgendein anderes lichtempfindliches Material (in Serie) belichtet. Belichten Sie einfach mal von vorne oder hinten durch den "Druckstock". Das Ergebnis ist höchst unterschiedlich! Kennen Sie Eiweißlasurfarben? Damit lassen sich Fotos kolorieren...

Hinweise: Diese Technik hat schon Corot im 19. Jahrhundert ausprobiert! Sie ist sicher auch heute noch interessant und lässt viefältige kreative Experimente zu. Kombinieren Sie z.B. das Malen mit lichtempfindlichen Farben und das Freikratzen. Die Arbeit mit farbigem Fotopapier lohnt nicht mehr. Kolorieren Sie die Ergebnisse per Hand, scannen Sie diese ein und bearbeiten Sie sie am Computer!


Scannografien

Nein, den Begriff gibt es eigentlich nicht. Er ist aus der Not der Sprachlosigkeit geboren, und kann beliebig ersetzt werden. Das Prinzip ist das gleiche wie bei einem Fotogramm. Legen Sie alles mögliche auf den Flachbettscanner, decken Sie das Ganze ab, oder auch nicht, wenn ja, dann mit hellem oder dunklem Tuch (Alufolie?). Blenden Sie die LED-Sensoren, indem Sie während dem Scanprozess mit einer Leuchte dagegen halten (Farbe?). Bewegen Sie die Objekte. In der Bildebene oder im Raum. Seien Sie gespannt, und genießen Sie das Experiment! Haben Sie eigentlich schon einmal mit einem Scanner fotografiert, ein Objekt umfahren? Tun Sie es!

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